Der Traum meiner Seele von Freiheit

Tierschützer, Landwirte und Menschenschutz

Wo beginnt Tierliebe und endet Menschenliebe?

Uns fällt immer wieder auf, dass viele Tierschützer, oder auch Veganer sich zu fanatischen Menschenhassern entwickeln.

Doch warum?

Kann ich wirklich Tiere lieben, wenn ich Menschen verachte? Wir glauben: Nein, das ist unmöglich.

Da werden z.B. alle Landwirte in einen Topf geworfen mit ausbeutenden Tiermördern. Dummerweise haben nur die wenigsten, die Landwirte verurteilen, auch nur annähernd Kontakt zu diesen Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, dass sie die Milchwirtschaft unterstützen. Warum nicht einmal hinschauen und erkennen, dass diese Menschen ebenfalls liebenswerte Wesen sind, die halt nichts anderes gelernt haben, meistens sogar in diesen Beruf hinein geboren wurden und von den Eltern den Hof übernahmen.

Nun macht sie das nicht automatisch zu schlechten Menschen, nur weil viele, die sich vom Fleisch- und Milchprodukte-Konsum abgewendet haben, das Werk verurteilen und die Seele, die in jedem Menschen wohnt, pauschal verurteilen als Ausbeuter, Massenmörder, Mensch ohne Herz usw.

Wir haben täglich Kontakt zu den Bauern in unserer Umgebung. Wir brauchen Heu für die Pferde und Milch für die Kälbchen.  Doch nicht einer dieser vier Bauern, die uns näher bekannt sind, ist ein Unmensch oder gar ein Massenmörder. Ganz im Gegenteil. Die Bauern haben einen engen Bezug zu ihren Milchkühen. Ein Bauer sagte gar: "Ich könnte niemals Kalb- oder Rindfleisch esssen. Ich kenn doch meine Tiere und die sind mir ans Herz gewachsen".

An alle Verurteiler: Einfach mal bedenken: Jeder Mensch auf diesem Planeten will in erster Linie Liebe, Frieden, Freude und Gemeinsamkeit mit allen Lebewesen. Alles andere ist anerzogen, gelernt und von Kultur zu Kultur völlig verschieden. Natürlich ist es unschön, dass Kühen ihre Kälber entrissen werden, dass sie ausgebeutet werden bis sie vor Erschöpfung keine Milch mehr geben und geschlachtet werden. Doch solange es Menschen gibt, die der Werbung glauben, dass Fleisch ein Stück Lebenskraft ist, dass es ohne Milch nicht geht, dass Milchprodukte, das gesündeste ist, was sie ihrem Körper zuführen können und ohne, zu hinterfragen diese Produkte in Massen kaufen, wird sich dieses System nicht wandeln können.

Nicht den Bauern trifft die Schuld. Die Schuldigen sind die Konsumenten und der Landwirt bedient mit seiner Hände Arbeit, die von früh Morgens bis in die Nacht dauert, ohne Urlaub, ohne Feierabend um 17:00 Uhr nichts anderes als das, was der Verbraucher unbedingt haben will. Der Landwirt hat nichts anderes gelernt. Für ihn und sie ist es normal, dass die "Nutztiere" den Weg gehen, den sie gehen. Und sie sind Menschen, die ein Herz haben und mit ihren Tieren mitfühlen, solange sie in ihrer Obhut sind.

Wir haben ja nun zwei Kälbchen von unterschiedlichen Landwirten gekauft. Der erste hat sich bemüht, dass wir noch ein zweites finden und hat tagelang seine Kollegen angerufen, bis wir fündig wurden.

Er war sichtlich gerührt, dass wir seinen Auspruch, "der kommt morgen weg", nicht kopfnickend stehen ließen, sondern spontan sagten. "Nein, das geht gar nicht, Was kostet er, Wir nehmen ihn"! Sowohl er selbst als auch seine Frau waren von diesem Augenblick an sichtlich bemüht Herzblatt ein schönes Leben zu geben. Sie durften erstmals in die Nähe treten zu einem Bullenkalb, das normalerweise auf einem Kuhmilchhof keinen Raum hat.

Und bitte immer wieder bedenken: Sie haben es von Kindesbeinen an nicht anders erfahren, nicht anders erlebt. Die meisten Menschen in dieser Situation würden nicht anders handeln als von Beginn an gar keine Gefühle für das Tierchen aufkommen zu lassen, denn etwas loslassen müssen, was lieb gewonnen wurde, bricht ein Herz.

So geht es darum Zeichen zu setzen. Wir haben Herzblatt ausgelöst. Der Bauer und seine Frau waren erst mal sprachlos. Doch sie sagten sofort, dass er noch bleiben darf, bis wir ein zweites Kalb zur Begleitung gefunden haben und sie ihn selbstverständlich weiterhin gut versorgen werden. Ich persönlich kann daran nichts unmenschliches finden. Zahlen mussten wir auch nichts. Es war selbstverständlich, dass er die Milch vom Hof auch weiterhin bekommt und er würde heute noch dort sein, wenn nicht rechtzeitig Angel gekommen wäre.

Mittags holten wir die beiden Kälbchen ab und am Abend gegen 21:30 Uhr klingelte es unerwartet an der Haustür. Wir waren gerade mit der Fütterung fertig und etwas überrascht. Stand doch der Landwirt vor der Tür und wollte nur mal nachschauen, ob wir auch mit den Kälbchen zurecht kommen, oder ob wir vielleicht Hilfe brauchen? Er war begeistert von dem Eingewöhnungsstall für die beiden, den wir erstmal auf unsere Terrasse in dauerhafter Sichtweite gebaut hatten,  und er hatte Tränen in den Augen als er uns wieder verlies. Unmenschlich, nenne ich anders.  Und auch heute noch holen wir dort die Milch für die beiden, die ein anderer Bauer, der mehr in der Nähe ist, uns nicht geben darf, weil er die Milchquote bedienen muss.

Bevor du also urteilst, laufe erst mal das Leben des anderen Menschen in seinen Schuhen ab, lebe in seiner Haut, fühle seine Gefühle. Doch es ist ja so viel einfacher, mal eben kurz den Stab zu brechen, denn genau so haben wir alle das von Kindesbeinen an gelernt.

Auch wir sind Veganer, auch wir verurteilen die Machenschaften der Fleisch- und Milchindustrie. Darum haben wir uns von dieser Art der Ernährung abgewendet. Doch der kleine Bauer, der diese noch bedienen muss, weil es sein Lebenswerk ist, ist ein fühlendes Wesen wie jeder von uns, der oder die dies von sich selbst behauptet.

Das Außen ist immer nur ein Spiegel dessen, wie die Bewohner des Planeten in sich selbst drauf sind. Und solange noch Menschen hassen, Tiere verkonsumieren, andere Menschen verurteilen, Schuld bei anderen sehen und drüber palavern, wird es keinen wahren, dauerhaften Frieden auf dieser Erde geben. Beginne jeder bei sich selbst, erkenne jeder den Balken im eigenen Augen anstatt den Splitter im Auge des Nächsten zu sehen.

Auch uns kam immer als erstes der Gedanke - Diese Drecksbauern - wenn wir mal wieder an den Iglus vorbei fuhren, in denen die Kälbchen allein waren. Aus diesem Grunde machten wir uns auf den Weg aus diesem Urteil heraus zu kommen. Natürlich muss sich etwas, vieles ändern. Doch geht auch das immer nur in kleinen Schritten und fängt bei jedem einzelnen an.

Leben und Leben lassen, sagen wir hier im schönen Norden. In diesem Sinne. Setzen wir Zeichen, berühren wir dort, wo wir gerade stehen. Damit haben wir genug zu tun auch ohne unsere Energie in Verachten, Hassen und Urteilen zu stecken.